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21.09.2010 - Geschichte bei den Hörnern packen

Einweihung des neuen Chile-Platzes an der Humboldtbrücke mit der Skulptur „Nach Vorn“

Innenstadt - Knapp 70 Zuschauer sowie mehrere hundert Autofahrer konnten am Samstag an der Kreuzung Nuthestraße / Berliner Straße die feierliche Wiederenthüllung der Plastik „Nach Vorn“ der chilenischen Künstlerin Alejandra Ruddoff bewundern.

 

Das Kunstwerk, das seit 2008 wegen der Bauarbeiten auf der anderen Seite der Berliner Straße gestanden hatte, wurde aber mitnichten einfach nur um ein paar Meter auf der noch nicht ganz fertig gestellten Kreuzung in Richtung Humboldtbrücke verschoben.

 

Vielmehr wurde mit der Neuaufstellung der Skulptur sowohl der neue Chile-Platz eingeweiht als auch die 200-Jahr-Feier der chilenischen Unabhängigkeit gefeiert. „Dieser Platz ist Ausdruck der tiefen Verbundenheit Potsdams mit der Republik Chile“, sagte Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD), der anlässlich der Einweihung ein Grußwort hielt.

 

Die Verkehrsinsel beherbergt neben einer großzügigen Rasenfläche nun auch zwei chilenische Scheinbuchen, die von der chilenischen Botschaft gestiftet wurden. „So soll dieser Platz immer ein Zitat aus Chile mit enthalten“, so Jakobs.

 

Herzstück des von Studenten der Technischen Universität Berlin entworfenen Platzes ist aber selbstverständlich die massive Plastik „Nach Vorn“, die auf den ersten Blick wie eine Art surrealistisches Motorrad anmutet. Alejandra Ruddoff, die zu den bedeutendsten Bildhauern Südamerikas zählt, und deren Arbeiten sich viel mit Bewegung und Zeit beschäftigen, erklärte: „Die Figur auf der Plastik treibt nicht willenlos in der Geschichte, sondern packt sie bei den Hörnern und gibt ihr so eine Richtung.“

 

Die Skulptur habe einen langen Weg zurückgelegt, so Ruddoff. Allerdings, 2005 wurde der Kopf der Figur von Vandalen abgeschlagen; erst nach mehrmonatiger Arbeit und großen Spenden konnte das Kunstwerk wieder in seinen jetzigen Zustand versetzt werden.

 

Nicht nur die 50-jährige Ruddoff zog mit ihrer Betonung des Wandels eine Parallele zu Chile, auch der chilenische Botschafter in Deutschland, Jorge O’Ryan Schütz, stellte fest: „Die Skulptur stellt selbst einen Schritt nach vorne dar. Sie ist ein Symbol für den Fortschritt, den die chilenische Gesellschaft gemacht hat.“

 

Musik gab es zum Festakt nicht nur von den Potsdamer Turmbläsern, sondern auch vom Schulchor der Carl-Anwandter-Grundschule. Anwandter war nur einer von vielen deutschen Chile-Auswanderern, die die traditionelle Verbundenheit mit Deutschland begründeten; auch die letzte chilenisches Staatspräsidentin, Michelle Bachelet, lebte und studierte mehre Jahre in Potsdam. Nach dem Verklingen der chilenischen Nationalhymne sind vereinzelte „Viva Chile!“-Rufe zu hören.

 

„Dieser Platz ist ein würdiges Symbol für die Freundschaft zwischen Chile und Potsdam“, so Botschafter Schütz.

 

Dennoch, so ganz will keine Feierlichkeit aufkommen, dafür ist der lärmende Verkehr ringsum einfach zu laut. Gelegentlich werden Worte und Musik gänzlich von unbeeindruckt vorbeiknatternden Motorradfahrern und der stark befahrenen Nuthestraße übertönt.

 

Von Erik Wenk

Quelle: POTSDAMER Neueste Nachrichten (Video unter http://www.pnn.de/potsdam/331918/)